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07.08.2019

Stiftung Evangelische Begabtenförderung unterstützt gesellschaftlich engagierte Studierende

In Deutschland gibt es verschiedene Institutionen, die Stipendien vergeben. Stipendien unterstützen Stipendiaten bei der Ausbildung und/oder beim Studium. In der Regel erhalten sie einmalig oder monatlich einen Geldbetrag, den sie einsetzen können, um Studienmittel zu kaufen, Studiengebühren zu zahlen oder ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Daneben gibt es auch Stipendien in Form von geldwerten Leistungen oder ideeller Förderung, zum Beispiel durch Seminare oder Mentorenprogramme.

Das Evangelische Studienwerk Villigst e.V. in Schwerte ist eine solche Institution. Es fördert als kirchliches Begabtenförderungswerk gesellschaftlich engagierte Studierende.

Unterstützt wird das Studienwerk von der Stiftung Evangelische Begabtenförderung in Schwerte, die sich an der Finanzierung des wissenschaftlichen Programms und an berufsorientierenden Angeboten im Studienwerk beteiligt. Die Stiftung wurde 1994 gegründet und hat seitdem zahlreiche Tagungen und Seminare ermöglicht. 2002 wurde sie umgewandelt in eine rechtsfähige kirchliche Stiftung Bürgerlichen Rechts. In die Stiftung integriert ist der Anna-Maria-Müller-Fonds, aus dem die Praxissemester für Studierende finanziert werden.

 

Nachfolgend ein Erfahrungsbericht der Stipendiatin Alida Bohnen:

Die Aufregung ist groß. Die letzten Meter vom Bahnhof in Schwerte zur Iserlohner-Straße, dem Sitz des Evangelischen Studienwerkes Villigst, lege ich zu Fuß zurück. Der Weg, so scheint es, wird lang und länger. Was erwartet mich, frage ich mich, wenn ich auf das Gelände komme? Ich bin aus Graz angereist, meinem Studienort. Seit dem Wintersemester 2015/16 studiere ich jetzt an der dortigen Kunstuniversität Schauspiel und habe mich beim Studienwerk Villigst um ein Stipendium beworben.

Und dann erscheint das gelb gestrichene, wunderschöne Gebäude mit geöffneten Fenstern und einer einladend weit geöffneten Flügeltür, oben auf dem Podest der Freitreppe. Der Vorplatz ein einziger Bienenschwarm: Hunderte potenzieller Stipendiaten und Stipendiatinnen warten auf Einlass, sind gespannt, ob sie zu jenen gehören werden, die das Studienwerk am Ende eines mehrtägigen Verfahrens aufnehmen wird. Jemand hat mich auf das von den Evangelischen Kirchen Deutschlands getragene Studienwerk in Villigst aufmerksam gemacht und mich ermutigt, eine Bewerbung einzureichen. Schließlich war die Tatsache, dass das Studienwerk alle Fachrichtungen fördert und keine spezifischen Fächer bevorzugt und mithin viele andere ausschließt, eine Chance, dass ich mich mit dem Studiengang Schauspiel doch bewerben konnte.

Bis hierher, auf den Vorplatz des klassizistischen Gebäudes, galt es einige Dinge zu erledigen, zum Beispiel Gutachter zu finden, und andere Dinge abzuarbeiten. Aber schon die Einladung zu dem Auswahltermin in dieses Haus, in dem alle Anwärterinnen und Anwärter auch übernachten, war es allemal wert. Der Empfang ist herzlich, die Zimmer toll, das Essen sehr gut und die Gespräche machen schon vor den eigentlichen Auswahl-Workshops Spaß: Spaß untereinander, weil alle so verschieden sind und alle unterschiedliche gesellschaftliche Hintergründe und Erfahrungen mitbringen. Vor allem aber sind es die geduldigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Studienwerks, die zu einer unglaublich guten Atmosphäre beitragen, die sich kümmern, Fragen beantworten und weiterhelfen.

Viele junge Menschen geben sich dort ein Stelldichein, solche, die schon eingeschrieben sind für Jura, Soziale Arbeit, Medizin, Ingenieurswissenschaften, oder solche, die erst im Begriff sind sich zu immatrikulieren. Andere, die die Hoffnung haben, den Rest des Studiums über das Studienwerk finanziert zu bekommen und solche, die hoffen, dass sie aufgenommen werden um damit Teil jenes Netzwerkes zu werden, das das Studienwerk über die gesamte Bundesrepublik spannt, um somit den Zugang zu einem im Rahmen des Studienwerkes vermittelten umfassenden Bildungsprogramm zu bekommen.

Bei dem Evangelischen Studienwerk Villigst können sich all jene bewerben, die vor, im oder am Ende ihres Studiums stehen, oder beispielsweise im Begriff sind, eine Doktorarbeit zu schreiben.

Wie wird man eingeladen?

Ich habe, bevor ich mich bei Villigst beworben habe, ein Soziales Jahr in Namibia verbracht und dort in einem kleinen Dorf an einer Schule unterrichtet. Meine Aufgabe war es, die Grundschüler in allen Fächern zu unterrichten sowie mich in das dortige Leben einzugliedern. So habe ich beispielsweise mit meinem Gastbruder die Felder bestellt. Zusätzlich habe ich eine Theatergruppe gegründet und mit den älteren Schülern das Musical "West Side Story" aufgeführt. Das Studienwerk erwartet soziales oder ehrenamtliches Engagement und das Interesse am Gemeinwohl und an gesellschaftspolitischen Diskursen. Auf der Homepage des Studienwerks https://www.evstudienwerk.de sind alle Parameter und alle notwendigen Schritte für das Aufnahmeverfahren beschrieben. Ich habe es geschafft, Teil von Villigst zu werden. Es ist großartig, weil ich im Kontakt mit interessierten und jungen Leuten bin und Menschen aus der gesamten Bundesrepublik kennenlernen durfte, die sich auf der Grundlage Ihres Studiums mit sehr unterschiedlichen Themenbereichen befassen. Und der größte und für mich persönlich wichtigste Punkt ist, dass man Teil einer sehr menschlichen und wohlwollenden Gemeinschaft ist. 

Ich kann jedem nur empfehlen, und sei das Studienfach auch noch so exotisch, selbst bei Studierenden wie mir, mit dem Fach Schauspiel, sich zu bewerben. Denn das Studienwerk gibt die Chance Teil einer Gemeinschaft zu werden und weitgehend sorgenfrei das Studium zu absolvieren. Bewerben Sie sich!

 

Die Autorin:

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Alida Bohnen, Jg. 1996, geboren und aufgewachsen in Braunschweig, ist Schauspielstudentin an der Kunstuniversität im österreichischen Graz und absolviert dort ihr Studium. Seit 2017 ist die Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst e.V. und ab August 2019 ist sie für ein Jahr Mitglied des Schauspielensembles am Schauspielhaus Dortmund im Rahmen einer Kooperation des Dortmunder Hauses und der Grazer Kunstuniversität, bevor sie im nächsten Sommer zum Abschluss des Studiums noch einmal nach Graz zurückkehren wird.